BÖRSE TO GO - mit Apple, SAP und Nordex
Markt bleibt verunsichert
Guten Tag,
die hohe Unsicherheit und die unterschiedlichen Signale seitens der Berichtssaison und den Indikatoren verunsichern diese Woche alle Marktteilnehmer.
Das Coronavirus hält alle im Bann, da niemand die tatsächliche Ausbreitungsgefahr einschätzen kann. Und eine unklare Datenlage ist immer ein guter Grund zu verkaufen. Daran wird sich wohl auch für den Rest der Woche nicht viel ändern, denn solange keine Nachrichten die Runde machen, die ein absehbares Ende der Verbreitung oder gar eine Eindämmung suggerieren, drücken tägliche Opferzahlen auf die Stimmung. Ein Problem dabei ist die Art und Weise, wie Peking damit umgeht bzw. kommuniziert.
APPLE im Fokus
Die Daten aus der Berichtssaison sind gut, aber in diesen Zeiten manchmal eben nicht gut genug. Heute Abend steht APPLE auf der Agenda! Die konsensbasierte EPS-Schätzung beträgt 4,54 Dollar (+ 8,6% im Jahresvergleich) und die Ertragsschätzung bei 88,38 Mrd. Dollar (+ 4,8% im Jahresvergleich). Gut zu wissen: In den letzten zwei Jahren hatte APPLE die Schätzungen immer zu 100% und die Umsatzschätzungen zu 88% übertroffen.
In den letzten drei Monaten wurden zudem bei den Schätzungen 17 Korrekturen nach oben und 11 Korrekturen nach unten vorgenommen und bei den Einnahmenschätzungen wurden 19 Aufwärts- und 6 Abwärtskorrekturen vorgenommen. In anderen Worten: Es sollte keine Überraschungen geben. Wohl aber wird wichtig sein, wie die Börse das laufende Jahr antizipiert, denn:
Die Gesamtmarktkapitalisierung der FAANG-Aktien hat sich in den letzten fünf Jahren verdreifacht. Aber die Rentabilität hinkt dem hinterher. APPLE, MICROSOFT, AMAZON und FACEBOOK werden zwar voraussichtlich mit ihren Zahlen auf dem Parkett punkten können, aber der Sektor und die „Fabulous-5“ notieren bereits mit ziemlich gestreckten Bewertungen. Damit die Rally weitergehen kann, müssen sie die Markterwartungen erfüllen und noch eine Schippe drauflegen können. Das Jahr hat mit kräftigen Kursavancen und einer Übergewichtung des Technologiesektors begonnen, und diese Woche wird entschieden werden, ob dies kurz- und mittelfristig gehalten werden kann.
SAP liefert Überraschung
SAP als faktisch einziger deutscher Technologiewert von internationalem Format konnte heute morgen bei der Vorlage seiner Jahresbilanz überraschend stark auftrumpfen. Das galt insbesondere für die operative Marge. Hier hatten die Analysten mit einem Wert von 29,6% gerechnet, am Ende wurden es sogar 29,7%. Doch damit nicht genug: SAP stellte für das neue Geschäftsjahr eine deutlich kräftigere Margenverbesserungen in Aussicht als im vergangenen Jahr. So soll die Marge um 120 Basispunkte (Vorjahr 70 Basispunkte) zulegen können.
Aber auch die anderen Geschäftszahlen konnten sich sehen lassen. Insbesondere das Cloud-Geschäft lief gut, auch wenn die Analystenprognosen nicht ganz erreicht wurden. Insgesamt erreichte SAP hier im Gesamtjahr einen Anstieg um 40% beim Umsatz. Beim bisherigen Kerngeschäft, dem Lizenzgeschäft, ergab sich im Berichtsjahr ein Umsatzrückgang um 2%, was weniger war als erwartet. Dabei half insgesamt auch das Ergebnis des Schlussquartals, das mit einer Marge von 35,3%, einem Umsatzanstieg um 8% und einem höheren Betriebsgewinn um 12% glänzen konnte. Damit übertraf SAP insgesamt die Analystenprognosen.
Ergebnis dieser guten Vorlage: Für das neue Geschäftsjahr hat SAP seine Prognosen angehoben. So rechnet der Softwarehersteller nun beim operativen Ergebnis mit 8,9 bis 9,3 Mrd. Euro (bisherige Prognose: 8,8 bis 9,1 Mrd. Euro). Beim wichtigen Cloud-Geschäft peilt man nun einen Umsatz zwischen 8,7 bis 9,0 Mrd. Euro an. Hier lag die Spanne bislang zwischen 8,6 bis 9,1 Mrd. Euro. Und der Gesamtumsatz soll zwischen 29,2 bis 29,7 Mrd. Euro liegen (Vorjahr 28,6 bis 29,2 Mrd. Euro).
Allerdings hilft das kurzfristig der Aktie nicht weiter, im Gegenteil. Sie hält heute die rote Laterne im DAX mit derzeit rund 3,4% minus. Das hat insbesondere mit den Cloud-Zahlen zu tun, die von einigen Analysten sehrt kritisch gesehen wurden. In dem derzeit angespannten Marktumfeld würden wir das allerdings noch nicht überbewerten wollen. Eine obligatorische Absicherung ist zwar empfehlenswert, ein unbedingter Verkauf in die technische Schwäche hinein halten wir aber für nicht nötig.
Deutsche Windbranche in der Flaute
Eine eher weniger überraschende Nachricht kommt heute aus dem Bereich der alternativen Energien. Denn wie heute der Bundesverband Windenergie wie auch der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbauer (VDMA) meldeten, wurden im vergangenen Jahr deutlich weniger Windkraftanlagen in Deutschland gebaut. Insgesamt wurden nur 325 Anlagen mit einer Nennleistung von 1.078 MW aufgebaut. Das war ein Rückgang um rund 55% zum Vorjahr und gleich um 80% weniger als 2017. In welcher historisch angespannten Lage sich die Branche befindet, zeigt auch die Tatsache, dass dies der niedrigste Zubau seit der Einführung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes im Jahr 2000 war.
Die Branche selbst schätzt, dass aufgrund der wachsenden Stromnachfrage jährlich rund 5.000 MW zugebaut werden müssten, um das Ziel von 65% Strom aus erneuerbaren Energiequellen bis 2030 zu erreichen. Entsprechend hoch ist hier die Hoffnung, dass sich die Politik/Regierung neue Fördermaßnahmen einfallen lässt. Die Diskussionen rund um die Verringerung des gesetzlich vorgeschriebenen Mindestabstands von Wohnsiedlungen zu Windrotoren haben Sie vielleicht in den letzten Wochen bereits mitbekommen. Im Topf möglicher Maßnahmen sind letztlich auch zusätzliche Subventionen, Geldgeschenke für diejenigen, die Rotoren näher an ihre Häuser ran lassen etc. PP.
Das überraschende dabei: Trotz der doch recht prekären Lage der Windbranche in Deutschland kann sich heute der Windturbinen-Hersteller NORDEX mit einem Plus von 2% mit an die Gesamtspitze des Marktes setzen. Erklärbar ist dies natürlich einerseits durch die Spekulation auf zusätzliche Fördermaßnahmen. Andererseits hat NORDEX selbst ja schon unter Beweis gestellt, dass man sich in den vergangenen Jahren zunehmend unabhängiger vom deutschen Markt machen konnte und stärker von entsprechenden Zuwachsraten im europäischen Ausland bzw. international profitieren kann.
Fazit: Für die Aktie von NORDEX wird es unter diesen Prämissen nun zunehmend spannend. Denn bei rund 13 Euro wartet der nächste Widerstand. Ein Break darüber hinaus könnte hier erneut neue Käufer anziehen. Wir werden die Angelegenheit entsprechend weiter beobachten.
28.01.2020 - Carsten Müller - cm@ntg24.de
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