BÖRSE TO GO - mit Deutsche Bank, Siemens Gamesa und Samsung
Halbleiterwerte wegen Coronavirus unter Druck
Guten Tag,
die Märkte bleiben hochgradig nervös. Exemplarisch dafür wieder einmal der DAX, der sich heute mit erneuten negativen Vorzeichen präsentiert. In diesem Umfeld bleibt es auch bei unserer generellen Einschätzung, dass eine allgemeine Marktkorrektur im üblichen Umfang (15-20%) immer noch möglich sein könnte.
Dabei wechseln sozusagen die Verkaufs-Favoriten im Markt quasi im Wochentakt. Waren es letzte Woche wegen des Coronavirus insbesondere Touristik- und Fluggesellschaften (unter anderem wurde unsere TUI-Position im Zürcher Trend ausgestoppt), sind es heute insbesondere Halbleiterwerte. Denn natürlich kann derzeit noch keiner seriös einschätzen, wie stark das Wirtschaftswachstum im Reich der Mitte durch den Virusausbruch und dadurch entstehende Nachfrageeinbrüche bzw. Unterbrechungen der Lieferketten in Mitleidenschaft gezogen wird.
Sicher sind sich nahezu alle Marktteilnehmer, dass es Spuren hinterlassen wird. Die spannende Frage wird sein, ob die jetzt schon vorweggenommenen Kursverluste dies richtig antizipieren oder aus der Unsicherheit heraus überziehen. Jedenfalls stehen heute Aktien wie INFINEON, ST MICROELECTRONICS und auch SILTRONIC auf den Verkaufslisten. Ob sich das verfestigt, ist im jetzigen Umfeld allerdings nur schwer zu kalkulieren.
Bildnachweis: © Fotograf - Harrison Broadbent
Bei den globalen Themen, die derzeit die Börsianer umtreiben, wurde die gestrige Sitzung der US-Notenbank noch mehr zum Non-Event als schon im Vorfeld erwartet. Denn einstimmig beschlossen die Dollar-Währungshüter, die Leitzinsen weiter unverändert zu lassen. Damit folgt man letztlich dem schon im vergangenen Dezember gegebenen Ausblick, dass das Zinsniveau für einen längeren Zeitraum auf dem aktuellen Niveau bleiben soll. Aber auch das muss nicht in Stein gemeißelt sein. Denn sollte sich die Coronavirus-Epidemie ausweiten und auch das amerikanische Wirtschaftswachstum signifikant in Mitleidenschaft ziehen, dürfte wohl die Fed schnell handeln können. Spielraum hat sie jedenfalls.
DEUTSCHE BANK holt positive Resonanz
Auf Unternehmensseite dreht sich heute zumindest im deutschen Markt fast alles um die DEUTSCHE BANK. Denn diese präsentierte ihr Jahresergebnis 2019 und wies dabei einen hohen Verlust von rund 5,7 Milliarden Euro aus. Das war im Übrigen der fünfte Jahresverlust in Folge. Im letzten Jahr lag das Kreditinstitut nur mit 52 Millionen Euro im Minus. Indes:
Trotzdem führt die Aktie der DEUTSCHEN BANK heute die DAX-Gewinner an. Denn einerseits war das Minus vollständig auf die laufenden Konzernumbau zurückzuführen. Zum anderen konnte DEUTSCHE-BANK-Chef Sewing einige Details nennen wie zum Beispiel die bereinigten Kosten (41,5 Milliarden Euro), die bei den Analysten sogar für positive Überraschungen sorgten. Außerdem zeigte sich der Vorstandschef erneut optimistisch, dass man mit dem Umbau weiter nach Plan vorankommt, und das auch ohne fremde Hilfe und sogar zügiger als bislang geplant.
Das reicht zumindest heute für ein Tagesplus von über 1% und damit deutlich gegen den allgemeinen Markttrend. Trotzdem würden wir hier noch nicht zum Einstieg raten. Erst oberhalb des derzeitigen charttechnischen Widerstandes bei rund 9,50 Euro wäre hier wohl eine Anfangsposition wieder vertretbar.
SIEMENS GAMESA rutscht in die roten Zahlen
Schlechte Nachrichten kamen dagegen aus dem Bereich der alternativen Energien. Denn der Windenergie-Anlagenbauer SIEMENS GAMESA schnitt in seinem ersten Fiskalquartal schlechter ab als erwartet. Insgesamt schlitterte man mit 174 Millionen Euro in die Verlustzone. Im Vorjahr hatte man noch 18 Millionen Euro Gewinn erwirtschaften können. Als Begründung für diesen Absturz nannte SIEMENS GAMESA deutliche Verzögerungen bei fünf Windpark-Projekten wegen schlechten Wetters.
Doch dieser Ausrutscher gefährdet nun auch das Jahresziel. Denn die bislang erwartete Umsatzrendite von 5,5% bis 7% vor Zinsen und Steuern dürfte nach Aussagen des Unternehmens nun nicht mehr erreichbar sein. Jetzt werden 4,5-6% angepeilt, was umso dramatischer ist, da noch Anfang November der Vorstandschef Markus Tacke erklärt hatte, dass man sogar 8-10% Rendite schaffen könnte. Beim Umsatz ging es im Übrigen im Berichtsquartal um 12% abwärts.
Die Quittung dafür: Die Aktie von SIEMENS GAMESA bricht derzeit um rund 7% ein. Im bisherigen Handelsverlauf waren es sogar schon mehr als 10%. Das zieht letztlich auch NORDEX mit herunter. Die Aktie des Windturbinen-Produzenten verliert derzeit mehr als 4%.
SAMSUNG im Rückwärtsgang
Und noch ein Blick nach Fernost. Dort meldete SAMSUNG für das Abschlussquartal 2019 erneut einen rückläufigen Gewinn. Dieser ging im Vergleich zum Vorjahr um 38% auf umgerechnet 4,02 Milliarden Euro zurück. Dies lag zum einen an fallenden Chippreisen, zum anderen an der anhaltenden Schwäche im Display-Geschäft. Damit büßte SAMSUNG auf Jahresbasis auch beim Nettogewinn über 50% ein. Der Umsatz ging um 5,5% zurück.
Und das dürfte wohl auch im laufenden ersten Quartal nicht wirklich besser werden. Hier stellt SAMSUNG den Markt auf weitere schwächere Ergebnisse bei Speicherchips oder organischen Leuchtdioden und bei der Verbraucherelektronik ein. Dies wird zwar mit einer saisonalen Schwäche erklärt, dürfte allerdings die Anleger kaum beruhigen. Mit dem heutigen Kursverlust verfestigt sich somit die Korrekturtendenz in der Aktie. Noch ist der seit August letzten Jahres bestehende Aufwärtstrend noch nicht gebrochen. Wer investiert ist, sollte hier allerdings vorsichtig sein und nach Möglichkeit auch schon Gewinne mitnehmen bzw. die Position reduzieren.
30.01.2020 - Carsten Müller - cm@ntg24.de
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