BÖRSE TO GO - mit Airbus, MTU, AMS und RIB Software
Wie kommen die Menschen aus der Krise?
Guten Morgen,
die Märkte laufen in die zweite Woche der Bodenbildung. Aufmerksame Beobachter werden schon bemerkt haben, das die Kurse an der Wall Street keine neuen Tiefs erreicht hatten, obgleich sich die Nachrichtenlage zum Thema Corona in den USA deutlich verschlechtert hatte. Mittlerweile rechnet auch ein Donald Trump mit 100.000 Todesfällen in den USA und auch die Einschläge in die Wirtschaft dürften neue Dimensionen erreichen, wenn die Kurve nicht innerhalb der kommenden sechs Wochen abflacht. Was dem dann folgt, kann sich jeder selber ausmalen, aber vermutlich die größte ökonomische Turnaround-Story seit den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts.
Es ist dieser Gedanke, welcher uns fortan mehr beschäftigt als die Frage, wie es täglich weitergeht. Denn im Kern steht hier nicht zur Debatte, ob die Produktion wieder hochgefahren werden kann (natürlich kann und wird sie das), aber wie es um den amerikanischen (und europäischen) Verbraucher bestellt ist, wenn er sich wieder frei bewegen darf.
Bildnachweis: © Fotograf - Free to use Sounds
Was macht der Verbraucher?
Wird er sofort zur alten Normalität zurückkehren oder sitzt der Schreck so tief, dass es länger braucht als gedacht. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier und Erfahrungen wie Home Office, notwendiges Sparen, zuhause bleiben, weniger Autofahren etc. kann auch zu einem gesellschaftlichen Umdenken führen. Wir wären nicht überrascht, wenn hier an der einen oder anderen Stelle neue Trends entstehen. Nicht ohne Grund gehören die Gaming-Aktien in dieser Krise zu den krisenfesten Papieren, besser noch als. Gold.
Der Schlüssel dafür liegt im Arbeitsmarkt. Wenn die Politik versagt und zuschaut, wie tausende Selbstständige und Kleinunternehmer ihre Existenz verlieren, wird es mühsam und der Vertrauensverlust in die Politik eine Narbe fürs Leben bleiben. Vier Wochen Stillstand wie hierzulande nun beschlossen, sind eine lange Durststrecke, in der den Bürgern sehr viel abverlangt wird. Mal sehen, wie lange die Solidarität anhält. Aber so lange Virologen über das Schicksal der Wirtschaft entscheiden, bleibt dieses Risiko weitaus größer als das Risiko des Virus!
Zur Börse: Wir bleiben auf der Kaufseite! Diese Woche wird sich zeigen, ob die technische Reaktion ein Strohfeuer war oder der Auftakt zur generellen Erholung. In den Fokus rückt dabei mehr und mehr die Berichtssaison, die Mitte April anfängt. Bis dahin sollten kluge Investoren zumindest mit einem Fuß in der Tür positioniert sein.
Erneute Analystenwarnungen
Zu den Aktien, die in dem heutigen schwachen Marktumfeld erneut unter die Räder kommen, gehören wieder einmal AIRBUS und der Triebwerkshersteller MTU AERO ENGINES. Sie leiden unter einer Neueinschätzung durch JPMorgan. Denn die US-Analysten haben gewarnt, dass die derzeitige Krise in der europäischen Luftfahrtbranche länger dauern könnte als bislang gedacht. Deshalb haben sie auch die Gewinnerwartungen für die Branche für dieses Jahr bis 2022 um durchschnittlich jeweils 10 % gekürzt. Für dieses Jahr erwartet JPMorgan, dass der weltweite Flugverkehr um 38 % schrumpfen könnte, bislang war man von einem Minus von 26 % ausgegangen.
Fazit: Aus unserer Sicht zählen AIRBUS und MTU AERO ENGINES weiterhin zu den klaren Favoriten, wenn es zu einem breit angelegten Markt-Turnaround kommt. Aber auch hier gilt derzeit, dass die Anleger auf der Suche nach einem Boden sind. Deshalb müssen solche schlechten Nachrichten, die wenig überraschen können, erst einmal wieder eingepreist bzw. verdaut werden. Aus unserer Sicht ergeben sich daraus allerdings weiterhin keine neuen Trendaussagen.
AMS: Klappt die Kapitalerhöhung?
Etwas Aufatmen bei AMS. Der österreichische Chiphersteller, der an der Schweizer Börse notiert wird, will heute die bis dato laufende Zeichnungsfrist für eine angekündigte Kapitalerhöhung beenden. Diese hatte man in die Wege geleitet, um einen Teil der OSRAM-Übernahme zu finanzieren. Das verstärkte letztlich den Abwärtstrend in der Aktie, da die neuen Papiere zu 9,20 Franken angeboten werden. Außerdem gab es schon Spekulationen, ob die Übernahme platzen könnte, weil bei der Kapitalerhöhung nicht genügend hereinkommt. Indes:
Laut Medienberichten sollen einige wichtige Investoren Unterstützung für die Kapitalerhöhung signalisiert haben. So die TEMASEK HOLDING aus Singapur, die mehr als 5 % der AMS-Aktien hält. Im Gespräch sind auch einige Hedgefonds, die sich über die Kapitalerhöhung mit weiteren Aktien eindecken könnten. Insgesamt will das Unternehmen 1,65 Milliarden Euro einnehmen und hatte auch selbst erklärt, dass etliche große Aktionäre eine Zeichnung angekündigt hätten.
Fazit: Es schaut danach aus, als wenn die Akte von AMS langsam an ihrem Tief angekommen ist. Das bedeutet zwar noch nicht, dass man hier schon wieder einsteigen kann. Aber AMS gehört sicherlich auch zu den Aktien, die man hinsichtlich eines technischen Rebounds im Auge behalten sollte.
RIB präsentiert Jahresabschluss
Neue Nachrichten gibt es auch von RIB SOFTWARE. Der auf Software für die Baubranche spezialisierte Konzern hat für das letzte Jahr einen deutlichen Rückgang des Gewinns melden müssen. Dieser wurde auf 9,1 Millionen Euro mehr als halbiert. Begründet wurde dies einerseits durch eine hohe Steuerquote, andererseits durch Abschreibungen auf vorangegangene Akquisitionen.
Der Markt an sich war allerdings schon darauf vorbereitet, da RIB bereits vorläufige Zahlen zum Umsatz und zum operativen Ergebnis vorgelegt hatte. Außerdem bleibt es natürlich auch für die Aktie beim ganz großen Thema Übernahme durch die französische SCHNEIDER ELECTRIC, die 29 Euro je Aktie bietet. Deshalb gibt es heute auch keine Gewinnmitnahmen, sondern die Aktie bewegt sich faktisch kaum. Insofern gilt für die Anleger, die investiert sind, weiter darauf zu warten, ob das Übernahmeangebot durch SCHNEIDER ELECTRIC Erfolg hat. Stichtag ist hier der 22. April.
30.03.2020 - Jens Bernecker - jb@ntg24.de
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